Feuerwehrleute bauen mit Sandsäcken einen Schutzwall Hochwasser.

Vor kurzem erst wurde ein landesweit einmaliges Starkregen-Alarmsystem in Betrieb genommen. Auf die Probe gestellt wurde es beim jüngsten Unwetter über Hessen - und hat Anwohnern sowie Feuerwehr offenbar wichtige Zeit verschafft.

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Starkregen-Alarmsystem im Kreis Fulda besteht ersten Härtetest

Sandsäcke
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Das bisher landesweit einzige Starkregen-Alarmsystem, das einen ganzen Landkreis abdeckt, ist beim jüngsten Unwetter in Hessen erstmals einer Belastungsprobe unterzogen worden. Die Verwaltung im Landkreis Fulda und die Feuerwehr zogen am Freitag eine positive Bilanz: "Den ersten Härtetest seit seiner flächendeckenden Inbetriebnahme hat das System erfolgreich bestanden", sagte eine Kreis-Sprecherin dem hr auf Anfrage.

Wertvolle Vorwarnzeit für Anwohner und Feuerwehr

Das mit Sensoren und digitaler Informationsübermittlung arbeitende System löst bei Starkregen und Überschwemmungen in mehreren Stufen Alarm aus. Es soll Menschen an ihren Wohnorten vorwarnen, damit sie sich frühzeitig vor den Wassermassen schützen und Vorsichtsmaßnahmen ergreifen können.

Die Feuerwehr bekommt zudem rasch einen umfangreichen Überblick zu den Folgen der Unwetter-Lage und kann sich schneller auf den Weg zu Einsatzorten machen. So war die Hoffnung bei der Inbetriebnahme.

180 Sensoren installiert

Und so funktioniert's: Das System misst in Echtzeit Niederschlag, Pegelstände und Abflussverhalten und kombiniert diese Daten mit den Werten des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Bei den Messungen kommen im Kreis Fulda mehr als 180 Sensoren zum Einsatz. Sie sind zum Beispiel in Gewässern, an Brücken und in Abwasserkanälen angebracht.

Wenn bestimmte Mess- und Grenzwerte überschritten sind, wird automatisch in Sekundenschnelle Alarm ausgelöst. Im Kreis Fulda wurden beim jüngsten Unwetter 26 Alarm-Meldungen für acht Kommunen wegen Starkregens versandt, wie die Verwaltung berichtete.

Hände halten ein Tablet an einen Sensor, der an einer Brücke angebracht ist. Auf dem Screen steht "Pegel Fiede". Im Hintergrund ein Bach neben einer Wiese.

Übermittelt werden die Meldungen an Bürger, Rettungskräfte und die Verwaltung; zum Beispiel per Kurznachricht, E-Mail oder Sprachanruf (VoiceCall). Bürger können den Alarm auch über eine dafür eingerichtete, kostenlose Starkregen-App erhalten oder über eine Webseite, auf der Infos für ihr Einzugsgebiet abrufbar sind. 

"Hinweise, bevor es brenzlig wird"

Der Fuldaer Kreisbrandinspektor Adrian Vogler sagte: "Wir bekommen frühzeitiger Hinweise, wo es brenzlig wird oder werden könnte. Wir werden nicht erst alarmiert, wenn es schon zu spät ist und der Schadensfall eingetreten ist." Brenzlig wurde es am Donnerstag zum Beispiel in Neuhof-Giesel, Hosenfeld, Großenlüder und Teilen der Stadt Fulda. Dort überall wurde vom Alarmsystem die höchste von drei Warnstufen ausgerufen.

Je nach Alarmstufe, die erreicht wird, bleibt den Menschen eine längere Vorwarnzeit. Sie beträgt zwischen 20 und 90 Minuten. In dieser Zeit können Gebäude und Garagen zum Beispiel mit Sandsäcken oder mobilen Hochwasserschutzwänden gegen eindringende Wassermassen gesichert werden.

System vermittelt Tipps für den Ernstfall

"Mit dem Alarm bekommt die Bevölkerung auch konkrete Handlungsempfehlungen, was zu tun ist", erklärte Projektleiterin Ramona-Margarita Ruppert vom Landkreis Fulda.

Wenn es sehr ernst wird bei Alarmstufe drei, wird zum Beispiel empfohlen, höher gelegene Räume in Wohnhäusern aufzusuchen und sich keinesfalls in Garagen oder Kellergeschosse Garagen zu begeben. Dort besteht sonst Gefahr für Leib und Leben, wenn Menschen von eindringenden Wassermassen erfasst werden.

Erst in der Vorwoche hatte sich Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU) über das fertiggestellte Alarmsystem informiert. Sinemus bezeichnete es als "echtes Leuchtturmprojekt". Angesichts vermehrt auftretender Extremwetter-Ereignisse in Folge des Klimawandels würden solche Systeme an Bedeutung gewinnen.

Feuerwehr-Appell: selbst Vorsorge treffen

In Hosenfeld zum Beispiel schlug der Starkregen am Donnerstag besonders hart zu. Dort konnten Feuerwehr und Bewohner aufgrund der Alarmmeldungen frühzeitig anfangen, Sandsäcke zu stapeln, wie Kreisbrandinspektor Vogler berichtete. Dort und an anderen Orten im Landkreis fielen mehr als 40 Liter pro Quadratmeter innerhalb weniger Stunden. Das ist mehr als die Hälfte des Niederschlags, der sonst in einem ganzen Monat fällt.

Der oberste Feuerwehrmann im Kreis betonte aber auch: "Die Menschen dürfen sich nicht alleine auf die Feuerwehr verlassen. Jeder ist für sich und den Schutz seines Hab und Guts verantwortlich und sollte Vorsorge treffen." Zum Beispiel mit Baumaßnahmen wie mobilen Hochwasserschutzwänden oder auch banalen Rückstauklappen an Abflüssen, damit das Wasser nicht hochgedrückt wird.

Kommunen haben Starkregen-Hinweiskarten

Bürger können sich darüber hinaus bei ihren Kommunen über das individuelle Risiko bei Unwetterlagen an ihrem Wohnort mit Hilfe von einsehbaren Starkregen-Hinweiskarten und weiterem Material informieren, wie Vogler sagte.

Ein Handbuch für Bürger und Kommunen vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mit dem Titel "Die unterschätzten Risiken Starkregen und Sturzfluten" gibt es hier. Der Land Hessen gibt auch Tipps zu persönlichen Vorsorgemaßnahmen, etwa zu baulichen Schutzmaßnahmen, Versicherungen und Meldediensten sowie Warnapps.

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