Der Anwalt Michael Cohen verlässt ein New Yorker Gerichtsgebäude.

Cohen-Aussage gegen Trump "Ein schwieriger Zeuge" im Kreuzverhör

Stand: 15.05.2024 04:50 Uhr

Im Schweigegeld-Prozess gegen Ex-US-Präsident Trump hat das Kreuzverhör von Kronzeuge Cohen begonnen. Der ehemalige Anwalt hatte zuvor schwere Anschuldigungen erhoben. Trump selbst präsentierte einen prominenten Fürsprecher.

Ob drinnen oder draußen - überall stehen Kameras. Diesmal ließ Donald Trump andere für sich sprechen. Extra angereist war Mike Johnson, republikanischer Vorsitzender im US-Kongress. Er signalisierte Loyalität mit dem Angeklagten, der im November bei der US-Wahl für die Republikaner antreten möchte, und attackierte das Justizsystem.

"Wenn man es objektiv betrachtet, wurde das Justizsystem in unserem Land gegen Präsident Trump eingesetzt - es ist unmöglich, das zu leugnen", pöbelte Johnson. "Das System nutzt alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel, um einen Präsidenten zu bestrafen und einen anderen zu schützen."

Johnson: Cohen ein "Lügner"

Mit Blick auf die Tagesagenda äußerte er sich geringschätzend über den Kronzeugen der Anklage, Michael Cohen. Er nannte ihn einen Lügner, der auf Rache aus sei.

Vor Gericht war Trumps ehemaliger Anwalt und Vertrauter Cohen gestern den zweiten Tag in Folge im Zeugenstand. Im Zusammenhang mit vertuschten Schweigegeldzahlungen sei es um falsch ausgefüllte Schecks, gefälschte Quittungen und blinde Loyalität gegangen, berichten amerikanische Gerichtsreporter.

Keine anwaltliche Schweigepflicht für Cohen

Trump, Cohen und ein Zeitungsverleger sollen 2016 Deals abgeschlossen haben, um angebliche frühere Affären des damaligen Präsidentschaftskandidaten zu unterdrücken. Allein 130.000 Dollar Schweigegeld sollen an Pornostar Stormy Daniels geflossen sein. Rückerstattungen an seinen Mittelsmann Cohen soll Trump illegalerweise als Anwaltshonorar verbucht haben, um den wahren Grund zu kaschieren.

Dieses Szenario mache es möglich, Cohens anwaltliche Schweigepflicht aufzuheben und ihn in den Zeugenstand zu rufen, erklärt die ehemalige Staatsanwältin Annemarie McAvoy.

"In diesem Fall wird behauptet, dass es eine Art von krimineller Aktivität im Zusammenhang mit dieser Zahlung gegeben hat, und dass sie daher alle im Wesentlichen gemeinsam an dem Verbrechen beteiligt waren", so McAvoy. "Es handelte sich also nicht um eine normale Beziehung zwischen Anwalt und Mandant, sondern um die Förderung einer potenziellen kriminellen Handlung. Daher wäre das Anwaltsgeheimnis nicht anwendbar."

Cohen im Kreuzverhör

Am späten Nachmittag wurde Cohen dann von Trumps Verteidiger ins Kreuzverhör genommen. Saal-Reporter berichten, er habe recht aggressiv gefragt und Cohen mit dessen beleidigenden Trump-Äußerungen konfrontiert. Außerdem würde Cohen auf Kosten Trumps Geschäfte machen, unter anderem mit Shirts, die Trump hinter Gitterstäben zeigen.  

Der Prozess sorgt weltweit für Aufsehen und wird auch in der New Yorker Anwaltszene genau verfolgt. Der eher liberale Anwalt und Strafverteidiger Ron Kuby hält verbale Attacken im Kreuzverhör für nicht zielführend.

"Zweifellos wird Donald Trump über die Art und Weise, wie seine Anwälte Michael Cohen angegriffen haben, lächeln", so Kuby. "Diese Dinge kommen bei der Presse und der Öffentlichkeit gut an, aber nicht so sehr bei den Geschworenen. Die Geschworenen wollen wissen, warum seine Darstellung der Geschehnisse nicht wahr ist. Zeigen Sie mir Beweise dafür, dass er sich irrt oder lügt oder mit seiner aktuellen Darstellung falsch liegt."

Cohen ein "schwieriger Zeuge"

Die eher konservative Juristin Annemarie McAvoy hält Michael Cohen für einen schwierigen Zeugen - für die zwölf Geschworenen sei er schwer einzuschätzen. "Wir haben es hier mit einem Zeugen zu tun, der sich der Lüge schuldig bekannt hat, und zwar in einer Reihe von Fällen", so McAvoy. "Es ist also sehr schwierig, einen solchen Zeugen zu nehmen und dann zu sagen, dass er dieses Mal die Wahrheit sagt."

Heute findet keine Verhandlung statt. Wie immer am Mittwoch. Auch für übermorgen hat der zuständige Richter keine angesetzt - damit Trump zur High-School-Abschlussfeier seines Sohnes Barron gehen kann.

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 14. Mai 2024 um 12:25 Uhr im Deutschlandfunk.